Eine neuer Dresscode im Unternehmen, macht das Sinn? In vielen Unternehmen wird ein gewisser Dresscode gelebt- wie dieser ausgelegt wird, ist allerdings von der Branche abhängig. Meistens wissen die Mitarbeiter selbst, welche Kleidung angemessen ist und welche nicht. Sollte ihre Kleidung keinen hygienischen oder sicherheitstechnischen Gründen unterliegen, dann liegt es an der Geschäftsführung, wie und ob die Vorschriften ausgelegt werden.
Besteht allerdings Kundenkontakt, sollte mehr auf das äußere Erscheinungsbild geachtet werden. Dann hilft ein Dresscode, denn so bekommen Mitarbeiter Eckdaten für ihre Kleiderauswahl und Sicherheit für ihre Looks. Im Außendienst, auf Messen oder am Empfang sind sie dann stets gut gekleidet. Der erste Eindruck eines Mitarbeiters ist beim Kunden entscheidend und prägend.
Dresscode im Unternehmen: Entwicklung am Beispiel mit einer Sparkasse mit 600 MA
Die Stil- und Imageberaterin Stefanie Diller hat mit Anne Wohlfahrt aus dem Bereich Unternehmenskommunikation der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg und ihrem Team einen Business Casual Dresscode für die Kreissparkasse entwickelt. Im ersten Teil des Gesprächs haben die beiden erklärt, warum ein Dresscode für die Sparkasse unerlässlich ist.
Doch wie wird ein neuer Dresscode erarbeitet und warum ist dieser Prozess wie ein Puzzlespiel? Einblicke in die einzelnen Etappen, Rollen, Herausforderungen und Fragen bei der Entwicklung eines Dresscodes. Interview: Luisa Willmann
Entwicklung eines Business Casual Dresscodes in 3 Phasen
Frage: Welche Phasen gibt es bei der Entwicklung eines Dresscodes?
Stefanie Dilller: Bei der Sparkasse waren es drei Phasen. Wir hatten zuerst einen Kickstart mit einer Bestandsaufnahme. Da durchleuchteten wir in einer Bedarfsanalyse, wo das Unternehmen steht, welche Werte es hat, welche Corporate Identity und welche Veränderungen erwünscht sind.
Der neue Dresscode im Unternehmen: In welche Richtung soll es gehen?
In der zweiten Phase haben wir eine Arbeitsgruppe gebildet mit acht bis zehn Personen aus der Personalabteilung, dem Personalrat, dem Marketing, dem Vertrieb, der Öffentlichkeitsarbeit, der Geschäftsführung und den Führungskräften.
Anne Wohlfahrt: Und Personen aus dem Kundenbereich. Wir hatten eine super Mischung. Alt und jung aus unterschiedlichsten Bereichen, damit wir alle Belange im Blick halten. Durch Stefanie hatten wir eine tolle Dynamik in der Gruppe.
Stefanie Diller: Mit dieser Gruppe haben wir in der dritten Phase den Business Casual Dresscode erarbeitet. Wir haben uns für Männer und Frauen jeweils einen Tag Zeit genommen. Bei den Männern ging es natürlich schneller. Wir haben uns Genres angesehen, also Sakkos, Hemden, Hosen, Jeans, Kleider, Schuhe, Tücher und Accessoires. Ein Dresscode funktioniert wie ein Puzzlespiel, denn wenn wir sagen: „Wir wollen Jeans “, müssen wir schauen, wie ein Outfit in der Kombination mit der Jeans aussehen kann. Geht es mit Sneakern, muss ein Blazer dazu? Dann kommt oft die Wenn-Dann-Frage.
Dresscode im Unternehmen: ein Puzzle Spiel mit der Wenn-Dann-Frage
Frage: Haben Sie ein Beispiel für die Wenn-Dann-Frage?
Anne Wohlfahrt: Wenn das Outfit eine schlanke junge Frau trägt, dann sieht vieles fantastisch aus. Was ist, wenn das jemand anders trägt, der kleiner oder fülliger ist? Kann man das dann auch tragen oder sieht das unmöglich aus? Oft hat es in den Dresscode gepasst, doch dann mussten wir überlegen in welchen Situationen die Mitarbeitenden die Kleidung tragen und wie sie dabei wirken.
Stefanie Diller: Bei einem Foto einer großen schlanken Frau mit langen Beinen und einem Rock bis Mitte Oberschenkel, Blazer und Pumps, sagten neun von zehn Männern: „Das sieht toll aus, das wollen wir.“ Dann überlegten wir, wie das aussieht, wenn die Frau Größe 48 hat, es für sich in Ordnung findet, das zu tragen, was auch in Ordnung ist – jeder kann das tragen, was er/sie möchte – doch wenn die Person flache Schuhe und einen Pullover dazu trägt, dann geht es vielleicht nicht mehr. Dieses Puzzlespiel müssen wir bei einem neuen Dresscode mit jedem einzelnen Genre spielen.
Der Business Casual Dresscode und neue Modetrends
Frage: Die Mode ändert sich. Inwieweit ist der Dresscode anpassbar?
Stefanie Diller: Wir haben uns Genres angeguckt. Wenn wir sagen: „Blazer sind erlaubt“, dann ist jede Form von Blazer erlaubt, große kastige Blazer, die gerade Mode sind und in einem Jahr sind es vielleicht kurze enge Blazer. Doch es gibt auch Grenzen. Wir sind z.B. alle an die Skinny Jeans gewöhnt. Falls diese zu skinny sind, sehen sie allerdings wie Leggings aus. Es ist ein Prozess einen Dresscode zu entwickeln, da wir immer überlegen, wie Mitarbeitende ihn auslegen könnten, was sie sich kaufen könnten. Wir haben mit Bildern eine kluge Zusammenfassung gebaut, um mehr Klarheit für alle zu schaffen.
Anne Wohlfahrt: Wir müssen den ein oder anderen hochmodernen Trend ausklammern wie aktuell Cordsachen. Denn es gibt den Herren mit der ausgeleierten, ausgebeuteten Cordhose, die im Kundenverkehr nicht erwünscht ist. Manche hochaktuellen Sachen werden wir mit dem Dresscode nicht erwischen, die können wir zuhause tragen. Früher war die Kleiderordnung eng gefasst mit Anzug, Krawatte und Oberhemd. Jetzt ist der Dresscode offener – wir haben mehr Möglichkeiten.
Der neue Dresscode im Unternehmen: Kleidungsstücke, Farben, Kombinationen und ein Fotoshooting
Frage: Der neue Dresscode ist weiter gefasst, weil es in der neuen Kleiderordnung mehr Kleidungsstücke, mehr Farben, mehr Kombinationen gibt?
Anne Wohlfahrt: Wir haben im neuen Styleguide Jeans und Chino Hosen, das wäre für die Herren bis vor Kurzem indiskutabel gewesen. Wir haben Pullover, eine Empfehlung wäre zuvor undenkbar gewesen.
Frage: Was sind weitere Änderungen des neuen Dresscodes?
Stefanie Diller: Für die Frauen gibt es viele Farbmöglichkeiten. Sie können Blusen, Schlusen, T-Shirts und Kleider mit dezenten Mustern tragen. Wir haben die furchtbare hautfarbene Strumpfhose gestrichen, die im Sommer für viele Frauen unangenehm zu tragen ist. Dann diskutierten wir mit den Männern, welche Strumpfhosendichten im Winter passend sind. Davon hatte keiner Ahnung und wir hatten Spaß!
Wie haben Sie den neuen Dresscode an die Mitarbeitenden vermittelt?
Stefanie Diller: Wir haben den neuen Dresscode fotografiert und für alte und neue Mitarbeiterinnen auf einer internen Seite präsentiert. Dafür haben sich Mitarbeiterinnen der Sparkasse bereit erklärt, Fotomodell zu sein. So sieht es realistischer aus, denn professionelle Models sehen in allem gut aus. Wir wollten echte Menschen mit echten Figuren und Größen, jemand Kleines, Großes, jemand der etwas runder ist. Das hat die Motivation und das Interesse für den neuen Dresscode gesteigert.
Anne Wohlfahrt: Akzeptanz und Identifikation sind einfacher, wenn die Kollegin von nebenan plötzlich in so einem Dresscode auftaucht.
Frage: Haben Sie für das Fotoshooting einen Aufruf gestartet: „Wer möchte, wer hat Lust darauf?“ oder haben Sie einzelne Personen gefragt?
Anne Wohlfahrt: Ich habe gezielt gefragt, denn ich wollte eine gesunde Mischung. Ich habe auf sehr korpulente Menschen verzichtet, weil ich nicht sicher war, wie dazu die Reaktionen ausgefallen wären. Ich wollte Diskriminierung vermeiden. Ich bin auch nicht rank und schlank und möchte auch nicht nur kleine, dünne, junge Twiggy Figuren sehen, sondern auch Personen in meinem Alter mit ein paar Pölsterchen.
Dresscode Entwicklung im Unternehmen: die Wirkung von Business Casual
Frage: Wie würden Sie den neuen Dresscode der Sparkasse in drei Worten beschreiben?
Anne Wohlfahrt: Weiterhin kompetent, werterorientiert und locker. Kompetent war für mich immer der wichtigste Anspruch. Wie siehst du das, Stefanie?
Stefanie Diller: Der neue Dresscode ist „Business Casual“, das steht für lockeres Business, kompetent und freundlich.
Neuer Dresscode, neue Kleidung: Wer zahlt?
Frage: Sich neu einzukleiden kostet, wer übernimmt diese Kosten?
Anne Wohlfahrt: Jeder selbst. Wir hatten früher bei der Kleiderordnung mit den Anzügen auch keine Kostenübernahme, weil nach dem Finanzamt diese Kleidung im Freizeitbereich bei der nächsten Hochzeit getragen werden kann. Beim jetzigen Dresscode können wir mehr aus dem privaten Bereich tragen. Die Frage „Wer bezahlt?“ ist irrelevant, weil die meisten Leute keinen Mehraufwand haben. Manche Personen werden Chinos kaufen, die nicht verwaschen sind, um sie auch in der Sparkasse zu tragen. Früher hatten die Männer mehr Kosten, weil sie immer einen Anzug tragen mussten. Wer nicht möchte, kann also weniger Geld ausgeben als zuvor, vor allem die Herren. Wer sich wohlfühlt mit Anzug, Krawatte und Oberhemd, kann das gerne weitertragen.
Dresscode im Unternehmen: unsere Überraschungen
Frage: Gab es Überraschungen bei der Dresscode Entwicklung?
Stefanie Diller: Beim Foto-Shooting waren die Mitarbeitenden die Fotomodels. Sie haben gesagt, was sie mitbringen, wir haben überlegt, was wir zusätzlich besorgen müssen, was wem steht usw. Als die Bestellungen ankamen, standen wir zwischen vielen vielen Kartons und haben die modernen, farbigen Kleidungsstücke rausgeholt, die ich aufgebügelt und gesteamt habe. Das war lustig, oder?
Anne Wohlfahrt: Absolut. Wir waren auf der gleichen Wellenlänge. Als wir die Kleidungsstücke und Genres mit den Kolleg*innen durchgegangen sind, haben wir uns lange an Fingernägeln und Tattoos aufgehalten haben. Diese Diskussion teilt die Menschheit. Wir fragten uns, was ist heute normal, was sollen wir zulassen, was ist nicht erwünscht. Diese Gratwanderung ist lustig und spannend.
Frage: Und auf was haben Sie sich geeinigt?
Anne Wohlfahrt: Auf den Mittelweg, es darf keiner mit großflächigen Tattoos auf Händen, Hals oder Beinen kommen aber kleinere Tattoos, die niemand als anstößig empfindet sind erlaubt.
Stefanie Diller: Und keine Tattoos, die einen Claim oder Image haben, die rockermäßig oder politisch sind. Nach Untersuchungen finden die Hälfte der Menschen Tattoos furchtbar. Je älter sie sind, desto mehr lehnen sie Tattoos ab. Für die Jüngeren ist es normaler. Da muss man sehen: wie ist unsere Kundschaft?
Einführung und Schulung zum neuen Dresscode
Frage: Frau Diller, einen neuen Dresscode zu implementieren ist ein Change Prozess. Wie setzen Sie den Dresscode mit dem Unternehmen nachhaltig um?
Stefanie Diller: Es ist mir wichtig, sehr transparent zu kommunizieren. Ich habe von Beginn an erklärt, was geht, was nicht, dass ein neuer Dresscode kein Sprint ist, sondern ein Marathon, eine längere Reise. Wir haben früh die Mitarbeitenden eingebunden, die Führungskräfte, also ein gemischtes acht bis zehnköpfiges Team. Bei Change-Prozessen hat ein Management Vorbildfunktion und muss den Mitarbeitenden zeigen, wie sie diesen Dresscode nutzen können. Ein „Mach mal“ geht nicht. Wir sind in vielen Schulungen in die Tiefe gegangen, ich habe Beispiele gezeigt und Fragen beantwortet. Bei der Umsetzung des Dresscodes geht es um das Individuelle, das Menschliche, denn die Menschen spielen beim diesem Change-Prozess die große Rolle. Als externe Stil- und Imageberaterin habe ich einen frischen Blick von außen, sehe Möglichkeiten für die erfolgreiche Implementierung und Umsetzung des Dresscodes.
Frage: Was wird in einer solchen Schulung zum Beispiel besprochen?
Stefanie Diller: Ich bin z.B. die Rubrik Bluse durchgegangen und habe Beispielbilder gezeigt. Dann die Rubriken Hose, Röcke, Kleider. Am Ende präsentierte ich Outfits, also Ideen für die Umsetzung. Den Männern habe ich gezeigt, wie sie mit bestimmten Hosenfarben und Pulloverfarben eine Art „Capsule Wardrobe“, eine kleine Basisgarderobe mit unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten erstellen. Denn ich weiß: Wenn ich als Mitarbeiter bisher beruflich Anzug und Krawatte getragen habe und privat Jeans und T-Shirt, dann fehlt etwas dazwischen, der Business Casual Look. Dabei spielen auch Materialien und Stoffe eine Rolle.
Nicht jeder Mitarbeiter weiß sofort, wie man richtig kombiniert. Durch die Schulung ist Klarheit und Knowhow entstanden.
Der neue Dresscode im Unternehmen: Mitarbeitende orientieren sich bei der Kleiderwahl an ihren Aufgaben
Frage: Frau Wohlfahrt, bis Mai haben Ihre Kolleg*innen für die Umsetzung des Dresscodes Zeit. Jetzt ist Anfang März. Wie läufts?
Anne Wohlfahrt: Wir merken die Anpassung. Manche Männer kommen jetzt nicht mehr mit dem Anzug, sondern mit Chino und Pullover oder die Damen mit Strickjacke, Gleichzeitig erscheinen manche Kolleginnen, die in der Nachbearbeitung ohne Kundenkontakt arbeiten, plötzlich in Blazer anstatt des Freizeitlooks. Manche Personen distanzieren sich vom offiziellen Weg, andere nähern sich ihm an. Die Kolleg*innen orientieren sich bei der Kleiderwahl an ihren Aufgaben. Eine Kollegin aus dem Privatkundenbereich erzählte mir, dass es gut funktioniere. Wenn die Kollegen Gespräche hätten, wo der Anzug wichtig ist, dann kämen sie mit dem Anzug.
Stefanie Diller: Das ist toll, weil die Mitarbeitenden bewusst Verantwortung übernehmen und entscheiden können. Wir geben ihnen Freiraum, dadurch kann die Individualität bewahrt werden, die wir uns alle wünschen. Keiner fühlt sich verkleidet.
Anne Wohlfahrt: Auch der Vorstand lebt es vor. Er lässt die Krawatte meist weg und trägt jetzt im Winter auch mal einen dünnen Merino Pullover unter einem Jackett.
Wie wirkt der neue Dresscode im Unternehmen auf Kunden?
Frage: Wenn ein Kunde jetzt in die Sparkasse kommt, wie wirkt die Kleidung der Mitarbeitenden?
Anne Wohlfahrt: Wertorientiert und passend, sodass niemand denkt, was ist das denn für eine Person, der traue ich nichts zu. Unsere neuen Auszubildenden wurden früher darauf hingewiesen, wie sie sich kleiden sollen, sie haben sich alle neue Anzüge gekauft. Die Omi steuerte dann mit ihrem Rollator in der Filiale den bestangezogenen Azubi an, weil sie ihm Kompetenz zutraute. Mit unserem ersten Eindruck schieben wir immer jemanden in eine Schublade. Das Wichtigste ist, dass unsere Kolleg*innen sich wohlfühlen in ihrer Kleidung, damit sie sympathisch rüberkommen und in die richtige Schublade geschoben werden.
Frage: Haben Ihre Kunden auf die neue Kleidung reagiert?
Anne Wohlfahrt: Davon habe ich noch nichts gehört. Ich nehme an, dass sie es wahrgenommen haben und dass die Mitarbeitenden sympathische Kommentare erhalten haben.
Folgen für Mitarbeitende und ihre Arbeit
Frage: Frau Wohlfahrt, Sie haben gesagt, dass es wichtig ist, dass sich die Mitarbeitenden in ihrer Kleidung wohlfühlen. Welche Auswirkungen hat das auf die Mitarbeitenden und ihre Arbeit?
Anne Wohlfahrt: Jeder Mensch bringt nur gute Leistung, wenn er/sie sich wohlfühlt. Wenn ich mich als gut oder passend gekleidet empfinde, dann habe ich eine Souveränität und eine Selbstsicherheit, mit der ich gut arbeiten kann und strahle das aus, was ich sollte: Charakterstärke, Kundenvertrauen, einladend. Wenn ich mir am Rock rumzupfe, weil ich unsicher bin, ob das passt, dann kann ich das nicht ausstrahlen.
Frage: Hat sich auch Ihre Kleidung durch die Zusammenarbeit mit der Stilberaterin Stefanie Diller verändert?
Anne Wohlfahrt: Ich habe sehr von der Zusammenarbeit mit Stefanie profitiert. Ich habe in meiner Kleiderwahl keine großen Änderungen. Ich trage lediglich kein Sparkassentuch mehr, weil wir dieses rote Wiedererkennungszeichen ebenso wie die rote Krawatte für die Herren abgeschafft haben.
Die Zusammenarbeit mit Imageberaterin Stefanie Diller
Frage: Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Stefanie Diller?
Anne Wohlfahrt: Ich hatte vom ersten Tag unserer Zusammenarbeit das Gefühl, hier stimmt die Chemie, das macht Spaß. Und mit dieser Einstellung funktioniert das sehr gut. Wir hatten ähnliche Ideen oder Gedanken und haben uns sehr gut ergänzt. Dieses Miteinander nach vorne kommen gefällt mir.
Frage: Wie hat die Stilberaterin Stefanie Diller die Sparkasse vorangebracht?
Anne Wohlfahrt: Wir haben wie die Sparkassen um uns herum bemerkt, dass ein Change Prozess wichtig ist. Viele Sparkassen haben früher die Krawatte abgenommen. Für uns reichte das nicht aus. Wir wollten den Leuten gerecht werden, die sagen: „Dieser Anzug geht nicht mehr mit der Zeit.“ Wir haben den Aufwand gern betrieben, um in Gänze Krawatte zu machen.
Wie gehts jetzt weiter?
Die Umsetzung des neuen Dresscodes hat in drei Monaten stattgefunden.
Frage: Wir haben jetzt Anfang März. Wie lange arbeiten Sie schon zusammen?
Stefanie Diller: Wir waren extrem schnell, weil die Anforderung war, dass der Dresscode in drei Monaten umgesetzt sein soll. Normalerweise lassen sich Firmen mindestens 4-5 Monate Zeit. Wir haben das geschafft. Wir haben z.B. in einer Woche den Shootingplan erstellt, in der nächsten Woche haben wir schon mit einem Team fotografiert, danach hat eine Werbeagentur das grafisch umgesetzt. Die Mitarbeitende haben ein halbes Jahr bis Ende April 2023 Zeit, um sich an den Dresscode zu gewöhnen, Optionen auszuprobieren, oder das eine oder andere Kleidungsstück zu kaufen. Und dann gilt der Dresscode.
Frage: Was passiert, wenn Mitarbeitende nicht passend gekleidet in der Sparkasse erscheinen?
Stefanie Diller: Im Übergangsprozess seid ihr, Anne, noch lockerer. Ich habe den kommunikativen Austausch empfohlen, dass man Kolleg*innen Komplimente macht: „Mensch, du siehst heute klasse aus.“ Wenn man das fünfmal gesagt hat, dann kann man beim sechsten Mal auch sagen, „Das finde ich nicht so gut was Du heute trägst, ist nicht so optimal wie Deine anderen Outfits.“ Indem viel über den Dresscode gesprochen wird, bleibt er in den Köpfen und das ist wichtig.
Frage: Sie haben diesen Dresscode für die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg entwickelt, also für rund 600 Mitarbeitende. Warum haben Sie ihn nicht deutschlandweit entwickelt?
Dresscode im Unternehmen: Standort und Kundenklientel berücksichtigen
Anne Wohlfahrt: Wir müssen bei der Entwicklung eines Dresscodes Standort und Kundenklientel berücksichtigen. Wir haben als ländlich strukturierte Flächensparkasse ein ländliches Publikum. Vielleicht würde der ein oder andere das karierte Flanellenhemd noch akzeptieren. Das ist ein anderes Klientel als in einer Großstadt wie bei der Hamburger Sparkasse Haspa. Jede Sparkasse, jedes Unternehmen hat eigene Werte und eine eigene Corporate Identity zur Orientierung. Es funktioniert nicht, wenn man allen das gleiche aufdrücken möchte.
Learnings aus der Zusammenarbeit für einen neuen Dresscode
Frage: Welches Learning nehmen Sie aus Ihrer Zusammenarbeit mit, das auch für andere Unternehmer*innen hilfreich ist für die Entwicklung eines Dresscodes?
Stefanie Diller: Ich brauche ein diverses Team aus allen Bereichen und einen konkreten Ansprechpartner, wie Dich Anne, der Zeit und Lust auf das Projekt hat. Und wir brauchen im Arbeitskreis auch Frauen für die Dresscode Erstellung, denn Männer allein können sich nicht gut über Details wie ideale Strumpfhosen austauschen.
Anne Wohlfahrt: Für mich war es wichtig, dass wir den Dresscodes mit unterschiedlichen Personen entwickelt haben, diese Vielfalt, also alt, jung aus unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedenen Bedarfen: Führungskräfte, junge Angestellte, Personen mit Kundenkontakt, aus dem Betrieb, oder dem Firmenkundenbereich. Jeder hat sein Spektrum im Kopf: Was ist bei mir los? Wenn ich in der Filiale stehe, dann passiert dies, und das geht mit der Kleidung vielleicht nicht. Der nächste sitzt im Büro und sieht den ganzen Tag niemanden, „großartig“, sagt der, „das ist mir doch egal, was ihr für ein komisches Kleidergeschehen macht.“ Alle haben sich mit ihren Meinungen und Ideen eingebracht. Nur mit diesen Diskussionen hat es funktioniert.
Und wie gehts weiter?
Anne Wohlfahrt: Wenn die Übergangsphase vorbei ist, gehen wir in die scharfe Phase, verfolgen im Haus wie alles läuft und fragen: Gibt es Nachbesserungsbedarf? Gibt es Erklärungsbedarf? In den Schulungen von Stilberaterin Stefanie haben wir überwiegend mit Winterbekleidung gearbeitet, denn in unserer Übergangsphase ist die Wintersaison. Brauchen wir vielleicht noch Tipps und Ideen für den Sommer?
Stefanie Diller: Es gibt immer weiterführende Ideen, wie Slots von 90 Minuten mit individuellen Stylingtipps für Männer und Frauen, oder die Themen „Gut Aussehen in Online Meetings“, „Home Office“, „Wie sehe ich auf Fotos gut aus?“ oder „Büromode bei Hitze.“ Es können Gruppen geschult werden oder einzelne Führungskräfte. Wir werden uns zusammensetzen und weiter miteinander arbeiten. Ich freue mich!
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Bilder von Mitarbeitern aus dem Styleguide der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg. Jegliche weitere Nutzung ist untersagt. Andere Bilder: Canva und privat.