Dresscode für Sparkassen: 5 Gründe, warum sie einen brauchen. Jüngere Menschen finden Jeans cool, ältere Menschen verbinden mit Krawatten Kompetenz und auf dem Land erwarten Kunden andere Kleidung als in der Stadt. Warum Dresscodes für Unternehmen wie Sparkassen so wichtig sind, erklären Anne Wohlfahrt aus dem Bereich Unternehmenskommunikation der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg und die Stil- und Imageberaterin Stefanie Diller.
Ein Gespräch über ihr gemeinsames Ziel für einen neuen Business Casual Dresscode. Interview: Lusia Willmann
Dresscodes für Sparkassen: Ein Interview über die Wirkung von Kleidung
Ein neuer Dresscode für die Sparkasse- die Gründe:
Frage: Frau Wohlfahrt, Dresscodes in Unternehmen sind oft bekannt, sie werden jedoch nicht offiziell kommuniziert. Arbeiten Sie das erste Mal mit einer Stilberaterin in der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg?
Anne Wohlfahrt: Ja, wir arbeiten erstmals in der Sparkasse mit einer Stilberaterin. Bisher hatten wir Empfehlungen für die Kleiderwahl, eine Orientierung für unsere Mitarbeitenden. Wir wollten einen verbindlichen Dresscode, der für alle gültig ist. Dafür haben wir uns fachmännische Hilfe durch die Modedesignerin Stefanie geholt, weil wir selbst zu weit vom Thema weg sind.
Frage: Wieso brauchen Sie einen Dresscode für die Sparkasse?
Anne Wohlfahrt: Wir entwickeln uns als Sparkasse für unsere Kunden stetig weiter mit dem Angebot in den Filialen, dem Onlinebanking und unseren Produkten. Wir sind in einem permanenten Changeprozess, um allem gerecht zu werden. Dazu gehören auch die Wirkung und die Arbeitsart unserer Kolleg*innen. Mittlerweile wird von unseren Kunden etwas anderes erwartet, wie wir aussehen, wie wir auf sie zukommen. Daher müssen wir uns auch hier dem Kundenwunsch entsprechend entwickeln.
Dresscode für Sparkassen: was bewirken sie?
Frage: Die Sparkasse ist nicht Teil der Modebranche oder ein hippes Startup. Warum beschäftigen Sie sich in der Bank so intensiv mit Kleidung und ihrer Außenwirkung?
Anne Wohlfahrt: Wir haben Kundenkontakt und sind kundenorientiert. Wenn uns die Kunden widerspiegeln: „Wir erwarten von euch, dass ihr uns einen Geldautomaten zur Verfügung stellt“, dann müssen wir diesen Wunsch ernst nehmen.
Bei der Kleidung erwarten junge Kunden nicht mehr Krawatte und Sakko. Sie finden es cool, wenn jemand mit einer Jeans vor ihnen sitzt. Sie bewerten legere Kleidung anders. Junge Leute sagen: „Für mich ist wichtig, was der zu mir sagt, wie er mit mir umgeht, was er mir bieten kann.“ Ältere Leute verbinden mit Krawatte und Anzug häufig Kompetenz. Es ist allerdings mehr als eine Generationenfrage. Der Firmenkundenberater hat beispielsweise Kunden, die Anzug und Krawatte tragen. Wenn der Firmenkundenberater jedoch in eine Schlosserei mit Anzug kommt, fühlt er sich vielleicht deplatziert, also könnte er etwas Legeres wie eine Jeans tragen. Diese Geschichten waren der Ursprung, warum wir an der Kleiderwahl schrauben wollten.
Frage: Sind die Kunden auf Ihre Kolleg*innen zugekommen und haben sich eine andere Kleidung oder einen Dresscode gewünscht?
Anne Wohlfahrt: Ja, in unseren regelmäßigen Kundenbefragungen kam die Dresscode- / Kleiderfrage häufiger.
Dresscode für Sparkassen: 5 Gründe
- Image Stärkung des Unternehmens
- Professioneller, moderner Auftritt
- Sicherheit und Orientierung für die Mitarbeiter
- Individuelle Looks anpassbar zum Termin / Kunden
- Vermeidung von Konflikten
Vor dem neuem Business Casual Dresscode war es klassisch mit Anzug und Krawatte…
Frage: Wenn ein Kunde vor Ihrer Zusammenarbeit mit Imageberaterin Stefanie Diller in die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg gekommen wäre, wie sahen die Mitarbeitenden aus?
Anne Wohlfahrt: Die Herren durchgängig in Anzug mit Oberhemd und Krawatte. Das war verpflichtend. Und die Damen auch klassisch, gern der Blazer mit der passenden Hose als Hosenanzug oder ein Kostüm, möglichst mit einem hellen Unterteil, einer weißen Bluse. An bestimmten Tagen haben die Herren eine rote Krawatte und die Damen ein rotes Seidentuch getragen. Also klassisch, um kompetent und souverän wie Sparkassenmitarbeitende auszusehen.
Frage: Klassisch klingt für mich nicht schlecht. Gab es auch Mitarbeitende, die nicht ausreichend schick zur Arbeit gekommen sind?
Anne Wohlfahrt: Es gibt wie überall auch bei uns Ausreißer. Personen, die nicht so stilsicher sind und nicht genau wissen, wie sie schicker, ordentlicher oder souveräner aussehen könnten. Das wird im Kundenkontakt unter Umständen problematisch. Die Herren hatten es leichter mit der Kombination Anzug, Oberhemd, Krawatte. Doch auch der Anzug kann schlabbrig oder ausgeleiert sein, die Krawatte bekleckert oder der Kragen des Oberhemds unpassend.
Dresscode für Sparkassen – auch für interne Mitarbeiter?
Anne Wohlfahrt: Wir haben auch interne Bereiche, in denen nachgearbeitet wird. Die Mitarbeitenden in diesen internen Abteilungen haben kaum Kundenkontakt, daher haben sie sich nicht klassisch gekleidet und hatten eher schon mal einen Pullover an. Unser neuer Business Casual Dresscode gilt für alle Bereiche gleich. Wir haben keine Unterschiede gemacht.
Ein neuer Dresscode für die Sparkasse: Business Casual – so wirkt die Kleidung
Frage: Sie haben bereits von der Wirkung von Kleidung gesprochen. Wie sollten die Sparkassen Mitarbeitenden auf ihre Kunden wirken?
Anne Wohlfahrt: Wir haben uns mit Stilberaterin Stefanie Diller auf Empfehlung für die Erarbeitung des Dresscodes an unseren Werten orientiert. Unsere Markenkernwerte sind:
- Kompetent
- charakterstark- nordisch
- einladend
- vertrauensvoll
- kundenverpflichtend
- vor Ort
Diese Wirkung möchten wir auf unsere Kunden haben. Unser Ziel war die Umsetzung und Verflechtung dieser Werte mit dem Dresscode.
Dresscode für die Sparkasse: Werte, Image und Corporate Identity bei der Entwicklung
Frage: Werte hängen mit dem Image und der Corporate Identity zusammen. Was sind das Image und die Corporate Identity der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg?
Anne Wohlfahrt: Corporate Identity bedeutet, dass unsere Werte wiederzufinden sind, eingehalten werden und bei unseren Kunden ankommen. Corporate Identity und Image unserer ländlichen Flächensparkasse bedeuten auch, dass wir den Kunden hier im Kreis Lauenburg in der Dresscode Frage gerecht werden. Auch viele interne Bereiche haben Kontakt zu externen Dienstleistenden, Vortragenden, Beratenden, Geschäftspartner*innen. Wir alle Mitarbeitende der Kreissparkasse verkörpern die Werte der Sparkasse. Es nützt uns nichts, wenn wir abgehobene Dinge machen, wie die Hamburger Sparkasse Haspa, denn es muss zum Kundenklientel und zu uns passen.
So reagierten die Mitarbeitenden auf die Arbeit mit Stefanie Diller
Frage: Kleidung repräsentiert das Unternehmen. Dennoch scheint sie für viele Menschen unwichtiger zu werden, andere wollen Individualität oder sich nicht eingestehen, dass sie Unterstützung benötigen. Wie haben Sie Ihre Kolleg*innen von der Zusammenarbeit mit der Stilberaterin Stefanie Diller überzeugt?
Anne Wohlfahrt: Für die meisten Kolleg*innen war die Zusammenarbeit mit einer Stilberaterin neu und deshalb spannend. Wir haben bewusst jemanden ins Boot geholt, die weiß, was sie tut, die einen Namen hat. Mit einer Modedesignerin wie Stefanie zu arbeiten, hat einen anderen Wahrnehmungswert. Unsere Kolleg*innen fragten: „Was will Stefanie von uns?“ Und bei der Dresscode Schulung mit Stefanie sagten sie, „sie weiß viel mehr als wir.“ Es war weniger Überzeugungsarbeit nötig als vielmehr die Neugier unserer Kolleg*innen, die wir nutzen, um mit Stefanie zu arbeiten.
So reagierte Stilberaterin Stefanie Diller bei der Anfrage der Sparkasse für einen passenden Dresscode
Frage: Stefanie Diller, was war Ihr erster Gedanke, als Sie die Anfrage von der Sparkasse erhalten haben?
Stefanie Diller: Ich habe mich gefreut, weil solche Changeprozesse spannend und ein großer Schritt für ein Unternehmen sind. Einen neuen Dresscode für eine Sparkasse mit 600 Mitarbeitern zu erarbeiten, ist für mich eine tolle Aufgabe, die mir sehr viel Freude macht.
In meiner Kommunikation und Beratung bin ich von Anfang an transparent und mache klar, dass die Umsetzung eines solchen neuen Dresscodes ein aufwendiger Prozess ist. Es dauert mindestens 3 Monate für die Festlegung des neuen Kleidungsrahmens, den möglichen Kombinationen, evtl. einem Shooting, Styleguide Erstellung und Mitarbeiterschulung.
Aber es bewirkt so viel, es unterstützt Unternehmen in ihrer internen und externen Entwicklung sowie der Außenwirkung. Zudem bietet es für die Mitarbeiter Sicherheit, eine Leitlinie und Variationen für den persönlichen Look. Sie können sich für ihre jeweiligen Termine und Ansprechpartner aus den Möglichkeiten des Dresscodes individuell Kleidung auswählen und fühlen sich wohl in ihrer Haut – und eben nicht verkleidet.
2. Teil des Interviews: Dresscode Entwicklung und Einführung – wie läuft der Changeprozess ab?
Bilder: Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg, privat